Do. 16. August 19:00-21:00

Stadtgespräch – Urban Art Today

Urban Art Today – der Aufstieg eines subkulturellen Phänomens
in die Populärkultur
Ursprünge, Entwicklung, Missverständnisse und Perspektiven
einer Kunstform im Spannungsverhältnis von unerlaubter Aneignung und kommerzieller Vereinnahmung.

+++ Podiumsgäste: Robert Kaltenhäuser (Autor, Herausgeber ZUGRIFF! – Schriften zum visuellen Ungehorsam, Aachen), Matthias Ulrich (Kurator, Schirn Kunsthalle Frankfurt), Oguz Sen (freischaffender Künstler, Frankfurt)
+++ Moderation: Prof. Dr. Ilaria Hoppe (Prof. für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien, Kath. Priv. Universität Linz)
+++ Impulsvortrag: Robert Kaltenhäuser

Höchst visibel, präsent und kritisch diskutiert: Graffiti. Was als
gesellschaftliche Randerscheinung in den New Yorker „Projects“, wie den Bronx, in den 1970ern als sozio-kulturelles Phänomen, als Reflex der dort lebenden marginalisierten Jugend auf die verstädterte Gesellschaft begann hat nicht nur das städtische Erscheinungsbild und subkulturelle Leben nachhaltig verändert, sondern diverse Kunstströmungen beeinflusst und hervorgebracht. Dieses Phänomen war zu faszinierend und zu nachahmungswürdig, als dass es hätte verpuffen können. Die Folgeerscheinung der Street Art rückte das Pseudonym (des Writers) in den Hintergrund und stellte die Botschaft in den Vordergrund der künstlerischen Intervention. Sie brachte neue Formen, Medien, Stile und vor allem eine veränderte Wahrnehmung, von im Kern illegalen Aneignungsprozessen des städtischen (öffentlichen und privaten) Raumes, hervor. Heute sind unter dem Begriff der Urban Art Galerien auf dem Kunstmarkt erfolgreich tätig, werden lokale Urban Art Festivals zur Gestaltungskraft in Stadtraum und -gesellschaft, wo sie großformatige Wandmalerei hinterlassen, und Museen bemühen sich um Aufnahme der jungen Kunstströmung in den Kanon der
zeitgenössischen Kunst. Manch einer tituliert die Urban Art
daher bereits als die „neue Kunst im öffentlichen Raum“. Das
in diesem Prozess alte Konfliktlinien zwischen Vandalismus,
politischem Aktivismus und künstlerischem Schaffen bzw.
Bedeutungsproduktion im öffentlichen Raum hervorbrechen,
verwundert nicht, sondern macht einen intensiven Diskurs notwendig.

Doch wie konnte es soweit kommen? Woher stammt die
ambivalente Attraktivität von Urban Art? Was macht diese
ephemere Kunstform aus, die noch immer die Eigentums bzw.
Machtfragen im Städtischen so provokant zu formulieren
weiß? Welche Perspektiven ergeben sich für den Umgang mit
dem städtischem Phänomen Urban Art – einer im Ursprung
illegalen Kunstform – seitens der Verwaltung, Bürgerschaft
und Institutionen der Hochkultur? Wie steht es dabei um die
Urban Art selbst und um das Selbstverständnis ihrer Akteure
zwischen Straße, Galeriebetrieb und Vereinnahmung durch
Kommerz und Populärkultur?