Sa. 10.10.20 ab 19:00

„Im meinem Sinne wohnet mein Freund nur – und keine Feindesspur..“ (J.W.v.Goethe)
Können wir 250 Jahre später Frieden schließen zwischen dem großen Tondichter und dem reinen Virtuosen?
Friede ist vielleicht noch nicht möglich, Gemeinsamkeiten aufdecken können wir schon. Eine der Herren Beethoven und Paganini war ihr energetisches Spiel. Ihren Vorträgen muss ein geradezu unheimliches Wechselspiel der Gefühlsregungen ausgegangen sein – wobei wir ihre sanften und leisen Toneffekte oft ein wenig außer acht lassen. Toneffekte scheinen heute negativ behaftet zu sein. Dies war um die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts anders. Komponisten experimentierten mit jeder instrumentalen Neuerscheinung, versuchten die Klangpalette zu erweitern.
Da gaben sich Beethoven und Paganini nicht viel. Der große Unterschied zwischen ihnen bleibt die geistige Ausrichtung. Beethoven im Bonner Lesezirkel zu freimaurerischem Großmut erzogen, verfolgte mit seiner Musik mehr als die Anerkennung seines Könnens. Immernoch wartet er auf die menschliche Revolution im Geiste. Die Befreiung und das Erfassen unseres eigentlichen menschlichen Potentials. Dagegen wirkt Paganini natürlich klein(er). Als Mensch, wie als Komponist. Trotzdem schaffte es Paganini den großen Titan in Wien zu ärgern. Paganini’s Inszenierung birgte mehr als bloßes zurschaustellen seiner individuellen Fähigkeiten auf der Geige. Sie erweiterte das Bewusstsein seiner Zuhörer. Unmögliches möglich machen. Damit führte er den modernen Zukunftsgedanken an. Beethoven ist zeitlos, Paganini der Beginn einer Entwicklung die bis heute anhält.
Zwischen diesen beiden unterschiedlichen Größen der Musikszene des frühen 19. Jahrhunderts platziert sich der junge Robert Schumann. Mit jugendlicher Euphorie probiert er beide Aspekte der Musik in seinen Klaviersonaten zu bündeln. Wir wissen, dass sich Schumann um Laufe seines Lebens immer mehr vom Virtuosentum distanzierte. Trotzdem bleibt bei ihm das Element des geistigen Strudels bestehen – wie bei Paganini. Den Boden unter den Füßen verlieren, schwindelig spielen, dem Chaos auf den Fersen. Doch der kleine, große Unterschied ist, das Schumann im Haus des Formalen beheimatet bleibt. Die wichtige Zutat, um sich als Komponist weiterzuentwickeln. Diesen Anspruch hatte Paganini nie. Seine Existenz und sein Wirken ist trotzdem der Beginn eines Sturms, der sich immer dann erhebt, wenn wir uns auf der Suche nach neuen Klängen schwindelig spielen.
 
Klassik Krise am 10.10.2020
N.Paganini: Capricen aus op.1für Violine
R.Schumann: Klaviersonate Nr.3 quasi Concerto
L.v.Beethoven: Klaviersonate Nr.17 „Der Sturm‘
und Nr.18 „Die Jagd“
Puschan Mousavi Malvani – Violine und Klavier
Beginn: 19h
Eintritt: 20/10 Euro
Karten an der Abendkasse ab 18.30h
Voranmeldung erwünscht, wegen Platzbegrenzung!