am 14.4.2024 um 19 Uhr

Wer den Roman von Ivo Andric gelesen hat, erinnert sich an die vielen Geschichtsstränge, die in verschiedenen Jahrhunderten spielen und durch den Monumentalbau miteinander verstrickt sind. So ähnlich verhält es sich für mich mit der h-Moll Sonate von Franz Liszt und den drei späten Klavierstücken von Franz Schubert. Unabhängig voneinander streben sie den gleichen Gipfel an. Ein Tableau, auf dem wir Gott spürend Größe erfahren.

Nach langer Suche habe ich endlich die Skizze zu einem von Franz Schubert gestrichenen Andantino-Zwischenspiel gefunden. Vermutlich hat es Brahms, als die 3 Klavierstücke 1868 veröffentlicht wurden, wieder eingefügt. Ein versunkener Schatz, der zeigt, wie unterschiedlich Schubert und Liszt formal arbeiten. Ob Liszt in der Lage gewesen wäre, eine von ihm geschaffene Perle zu opfern für die Symmetrie des eigenen Werkes, bezweifle ich. Dagegen ist die Härte, mit der sich Schubert selbst beschneidet, grausam und zeigt, dass er im Leben ganz andere Schmerzen ertragen musste. Zwischen diesen Komponisten eine Brücke zu bauen, ist nicht einfach, kann aber Strukturen wieder auftauchen lassen, die in dem tiefen Gewässer der Zeit verblasst sind.

„Wenn ich nur eine Brücke sein könnte
zwischen den Toten und den Lebenden
zwischen Gott und seinen Kindern
sähe sie aus, wie die Brücke über die Drina.“ 

Franz Liszt (1811-1886): Sonate h-Moll für Klavier S.178
Franz Schubert (1797-1928): 3 Klavierstücke D 946 (Brahms-Fassung)

Puschan Mousavi Malvani: Klavier

Eintritt: 30 / 15 (ermäßigt) Euro
Einlass und Karten an der Abendkasse ab 18.30h
www.puschanmousavi.com