4. Juni 2024 – 30. Juni 2024 | Vernissage: 4. Juni 2024 ab 19.00 Uhr
Vernissage: 4. Juni 2024 ab 19.00 Uhr
Text: Ronja Merkel, Kunsthistorikerin und Journalistin
Träume aus Farbe
Seit Jahrtausenden strebt der Mensch nach einem Leben im Einklang mit der Natur, ist erfüllt von der Suche nach einem höheren Sinn und einer Harmonie im Chaos seines Daseins. Und das, obwohl er es doch selbst ist, der dieses Chaos in die Welt trägt. Es ist der Mensch, der Kriege beginnt, wo Frieden herrschen könnte, der qualmende Schornsteine baut, wo einst Flora und Fauna eine Heimat hatten. Der Mensch, er hat sich selbst aus seinem Paradies vertrieben und muss nun einen neuen Weg finden.
Auch Firoozeh Akhlaghi sucht nach einem idealen Weg, einer Synthese für ein harmonisches Nebeneinander von Mensch und Natur. Ihre Werke erzählen von einer Welt, die älter ist als alles Menschengemachte. Sie zeichnen das Bild einer Welt, die hätte sein können. Eine Welt, die auch wir heute Lebenden vermissen, obwohl wir sie nie kennenlernen durften. Die großformatigen Arbeiten erzählen Geschichten voller Sehnsucht: nach Harmonie, Frieden, Gleichheit.
Firoozeh Akhlaghi wuchs im Iran auf, ihre Kindheit wurde geprägt durch den Ersten Golfkrieg. Die Grausamkeit dieses Konfliktes, an dessen Ende nur Verlierer standen, begleitet die Künstlerin bis heute. Sie verabscheut Krieg und erschafft auf der Leinwand eine Gegenwelt voller Frieden und Glück.
Firoozeh Akhlaghi malt die Freiheit. In den sanften Farben, aufgetragen mit starkem Duktus, erschafft sie diese mögliche Welt. Dafür taucht sie in längst vergangene Zeiten ein, in das Reich ihrer Ahnen. In den einzigartigen Bildern werden Fabelwesen, Heldinnen und Helden der Antike wieder lebendig, wird der alte Iran mit seiner reichen Formensprache und prachtvollen Ornamenten sichtbar.
Firoozeh Akhlaghi besucht das Früher, doch ohne in der Vergangenheit zu verweilen. Aus den Symbolen und mystischen Zeichen ihrer Vorfahren kreiert sie gleichermaßen eine Hommage an das Alte und eine mögliche Perspektive für die Gegenwart und Zukunft.
Wenn alle Menschen erkennen würden, dass sie den gleichen Ursprung haben, dass wir alle eins sind, dann könnte Harmonie in dieser Welt des Dissens entstehen, lautet die Botschaft ihrer Arbeit. Akhlaghis Werke sind eine Einladung, das Verlorene, das Fehlende in der eigenen Seele zu finden.
In einem langen, aufwendigen Prozess trägt sie daher Farbschicht um Farbschicht auf, entfernt zwischendurch Schichten, trägt neue auf. Es ist ein Prozess des Findens und Verlierens, des Erkennens und Vergessens. Was gehen muss, bleibt als Spur zurück. Wer sich auf diese Spurensuche im Transzendenten einlässt, findet vielleicht eine Immanenz, wie sie schon Baruch de Spinoza beschrieb.
„Meine Bilder sind Visionen aus Farbe“, sagt Firoozeh Akhlaghi selbst über ihr Oeuvre. Und vielleicht reicht schon dieser Gedanke, um sich auf die Werke dieser besonderen Künstlerin einzulassen. Denn am Ende sind es doch unsere Träume und Visionen, die uns trotz aller Disruptionen an eine friedvolle Welt glauben lassen.