Ausstellungsdauer: 28.03. bis 27.04.2025 | Vernissage 28.03.2025 um 18 Uhr
Über die Ausstellung:
Vor 10 Jahren − im März 2015 − wurde der Neubau der EZB am Mainufer eingeweiht. Die Doppeltürme stehen als Solitär − und spiegeln so auch architektonisch die Sonderrolle der EZB in der Bankenwelt.
Diese Sonderrolle arbeitet Peter Menne mit seinen Photographien heraus: er hat den Bau auf dem Gelände der Großmarkthalle begleitet und den Wandel des Viertels eingefangen, denn zeitgleich mit dem Anwachsen der Doppeltürme in den Himmel veränderte sich das Umfeld im Frankfurter Ostend gravierend. Seine Serie läßt Erinnerungen an die Phase beschleunigten Wandels wach werden.
Wesentliche Aspekte des Wandels lassen die Bilder deutlich werden:
Halle durchtrennt
Das Durchtrennen der Großmarkthalle − eigentlich ein denkmalgeschützer Bau, doch für das Pressezentrum der EZB wird der Hallenkörper aufgesägt. Dass im Vordergrund ein Paar picknickt, gehört zu den Kontrasten, die der Photograph gerne herausarbeitet.
Theaterzelt
Die sozialen Kontraste Frankfurts prallen in den Bildern scharf aufeinander: im Theaterzelt an der Weseler Werft gastiert die „Sommerwerft“: ein Festival für freie Kultur mit offenem, niederschwelligen Zugang − vor dem abgezäunten, videoüberwachten Bankgebäude.
{Als die Stadt Frankfurt in den 1960er Jahren die Banken im Westend ansiedelte, bestand sie noch auf grundbuchlich gesicherten Durchgangsrechten − BHF-Bank, Zürich-Versicherung und andere räumten freien Durchgang von der Bockenheimer Landstraße zum Rothschildpark ein. Die öffentliche EZB ist deutlich abgeschotteter als die privaten Finanzdienstleister…}
Hafenkran
Blankpoliert steht der Hafenkran − einst ein Werkzeug zum Gütertransport; heute stylische Deko einer hippen Lifestyle-Gastronomie − deren Preisniveau genau wie der Bau in die Höhe geschossen ist.
Sudfass-Eingang
„Rotlichtmilieu ‚raus aus dem Bahnhofsviertel!“ lautete die Devise manch’ Frankfurter Oberbürgermeisters. Im Umfeld der Großmarkthalle fand mancher Betrieb seine neue Heimat und präsentierte sich mit künstlerisch gestaltetem, markanten Entrée. Das Photo erinnert an ein Gewerbe, das zugunsten von Business-Apartments auf Zeit (jetzt für max. sechs Monate) verschwand.
Schrottplatz
In der Frühlingssonne blinkt die Blechlawine ein letztes Mal: der Schrottplatz gehört(e) zum einfachsten Gewerbe − und verschwand aus dem Viertel, als die Bank kam. Der Kontrast Natur − Schrott ist typisch für Mennes Bildsprache: Dinge, die das Alltagsbewußtsein verschiedenen Sphären zuordnet, werden zu einer irritierenden Bildkomposition.
Dippemess
Noch steht der Festplatz am Ratsweg − doch soll er der europäischen Schule weichen, die der EZB vertraglich zugesichert ward. Der Neubau zeitigt Nebenwirkungen auch für ganz traditionelles soziales Leben in der Stadt…
EZB-Turm vor City
Über den Künstler:
Peter Menne ist Humanist, Photograph, Sachbuch-Autor − und Träger der Hessischen Medaille für Zivilcourage. Für seine Bilder bevorzugt er klares, direktes Licht; seine Motive sind oft von bunten Farben geprägt (wie die Waggis der Basler Fasnacht oder der „Tarotgarten“). Seine Bilder gehen über nur ästhetische Darstellung hinaus und beziehen auch politisch Stellung − gerade bei Motivserien wie „Kohletagebau – Kulturlandschaft brachial“ oder „Immer dichter wohnen?“.
Intensiv beschäftigt Menne sich mit Vorurteil und Fehlwahrnehmung. Autoritäre Projektionen, die sich etwa in den Auseinandersetzungen um Fassbinders Skandaldrama „Der Müll, die Stadt und der Tod“ zeigten, untersucht er in „Die Dramatisierung eines Romans“ (Alibri-Verlag, 2018). Wie Vorurteile repressiv gegen Minderheiten gewendet werden, ist Thema seines Sammelbands „Der Müll, die Stadt und der Skandal“ (gemeinsam mit Prof. Diederich, Nomen Verlag, 2015) oder „Fassbinders «Reicher Jude». Rückblick auf einen Theaterskandal“ (in G. Hanloser: „Linker Antisemitismus?“, Mandelbaum-Verlag, 2020).
Ausstellungen (Auswahl):
Wolkenkratzer, Kunstverein Offenbach
https://hpd.de/artikel/wolkenkratzer-neu-betrachtet-17622
Straßenkünstler, Denkbar Frankfurt
https://hpd.de/artikel/strassenkuenstler-photographien-peter-menne-22189
Kohletagebau – Kulturlandschaft brachial, Stadtbibliothek Offenbach
https://hpd.de/artikel/vernissage-braunkohlegruben-14676
Menschenleer, Galerie KM9, Trier
https://hpd.de/artikel/picknick-galerie-13441
Marrakesch – zwischen Moderne und 1001 Nacht, Ledermuseum, Offenbach
https://www.fr.de/rhein-main/offenbach/zwischen-tradition-moderne-11692427.html
Basler Fasnacht, Galerie in der Kurfürstlichen Burg Eltville