30.11.2025 | 19 Uhr
Musikalische Lesung zum 1.Advent.
Zum Ende des Thomas Mann Jahres geht es in der Klassik Krise musikalisch durch seinen Roman „Der Zauberberg“.
In einem mondänen Kurhotel in den Alpen finden sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts freiwillige und unfreiwillige Patienten ein. Die einen verfallen dem Zauber des Gipfels, für andere ist er ihre letzte Station. Mann zeichnet eine zerrüttete, zum Teil obszöne Gesellschaft, alle auf der Flucht vor ihren Schatten. Frieden oder Gesundheit findet im Hotel niemand, nur stärkt der Berg ihre Illusionen. Wie Götter vor ihrem Untergang betrachten die Gäste vom Tableau aus die nahende Katastrophe des 1. Weltkrieges.
Die musikalischen Tanzabende im Klaviersalon des Hotels werden durch das neumodische Grammophon ersetzt. Die Gäste erleben den Zauber der Schallplatte. Vor allem unser Protagonist Hans Castorp verliert sich in den Tiefen des Zuhörens. Er entdeckt Debussy, Gounod, Bizet, Verdi und vor allem Schubert. Nächtelang, während der Rest des Hotels schläft, erfühlt er die Magie zwischen Wort und Musik.
Debussy ist Zeitgeist. Der Impressionismus eine Verklärung der (politischen) Realität. Im letzten Kapitel wird Schuberts Lied „Der Lindenbaum“ zum Sinnbild des Zerfalls.
Neben den Jahrhundertroman gehört das Werk des Jahrtausends. Bachs Partita d-Moll für Violine ist Sinnsuche auf dem Weg in den Tod. Wie der Schneesturm in den Hans Castorp bei einem Skiausflug gerät, baut sich Bachs Partita auf. Die Einsamkeit, das wahrhaft Verlassen sein, ihre Schönheit, der Kipppunkt, die Furcht, das Gebet, der Sturm, die Kälte, das Aufgeben, das Wunder der Rettung, spiegeln sich in Bachs Musik wider. Sie trägt unsere Illusionen zu Grabe.
Schuberts B-Dur Sonate beginnt mit einem Erinnerungsfetzen an ein Lied, aus dem Neues entsteht. Der Zweite Satz ist von einem Weltschmerz erfasst, der nur mit offenen Armen zu ertragen ist, das Scherzo und Trio ein jungfräulicher Quell. Im Final spielt das irre Leben. Die Spirale von Wiedergeburt und Tod spult Bilder aus vergangenen und künftigen Leben ab. Freude im Leid ist die hohe Kunst des Daseins und Schubert ihr Meister.
Musik, dem Roman „Der Zauberberg“ würdig.
Claude Debussy (1862-1918)
Preludes für Klavier
Buch 1:
Nr.1 Danseuses de Delphes
Nr.2 Voiles
Nr.6 Des pas sur la neige
Nr.8 La fille aux cheveux de lin
Buch 2:
Nr. 8 Ondine
Nr.9 Hommage à S.Pickwick Esp. P.P.M.P.C.
Nr.10 Canope
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Partita d-Moll für Violine alleine BWV 1004
Allemande – Corrente – Sarabande – Giga – Ciaccona
Franz Schubert (1797-1828)
Sonate für Klavier B-Dur D 960
Molto moderato
Andante sostenuto
Scherzo, Allegro vivace con delicatezza – Trio
Allegro ma non troppo
Klavier, Violine und Moderation: Puschan Mousavi Malvani
Eintritt: 30 Euro / 15 Euro ermäßigt
Karten ab 18.30 Uhr an der Abendkasse
