28.3.2025 – 27.4.2025 | Vernissage 28.3.2025 18:00 Uhr
Abriss und Aberglaube – Steine zwischen Mensch und Natur
Steine haben eine lange Geschichte – sie sind Zeitzeugen von geologischen Epochen, von menschlicher Arbeit und von Glaubenssystemen. In der Ausstellung Abriss und Aberglaube begegnen uns diese uralten Objekte nicht nur als bauliche oder dekorative Elemente, sondern als Träger von Geschichten, Mythen und Reflexionen über den menschlichen Einfluss auf die Natur. Die Werke von Michel Balke und Björn Holzweg öffnen in dieser Ausstellung einen Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Materie „Stein“ – als Symbol für die Zerstörung und den Neubeginn, für die Überwindung von Grenzen und den Glauben an das Übernatürliche.
Michel Balke: Zwischen den Welten
Michel Balke, geboren 1994 in Schleswig-Holstein, hat sich in seiner künstlerischen Arbeit stets mit den Themen Nichtorte und Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Als Sohn einer Kleinstadt, die von der modernen Welt durch ein Atomkraftwerk getrennt scheint, findet Balke in den Steinen einen idealen metaphorischen Raum für seine Reflexionen über Zeit und Veränderung. In seiner Arbeit – die sich spielerisch zwischen digitaler und analoger Bildhauerei sowie Malerei bewegt – durchbricht er die Grenze zwischen abstrakten Formen und greifbaren Oberflächen, indem er die Steine als Träger von Vergänglichkeit begreift.
Seine Werke in dieser Ausstellung sind nicht nur Skulpturen, sondern auch Fragmente der Zeit, die von der menschlichen Hand bearbeitet und von der Natur geformt wurden. In jeder seiner Arbeiten wird der Stein zum Symbol für den Abriss von alten Strukturen und den Beginn neuer Entwürfe. Seine Werke ermutigen uns, über den schmalen Grat zwischen Zerstörung und Schöpfung nachzudenken – über den steinernen Weg, der uns mit der Natur und der eigenen Existenz konfrontiert.
Björn Holzweg: Die Natur im Spannungsfeld des Menschen
In den Arbeiten von Björn Holzweg, geboren 1979 in Leipzig, stehen die Steine nicht weniger im Zeichen des ewigen Spannungsfelds zwischen Mensch und Natur. Holzweg, ein Künstler, der durch seine humorvoll-ironischen und zugleich nachdenklichen Werke auffällt, beschäftigt sich mit der Ambivalenz unserer Beziehung zur Natur. In seinen Zeichnungen und Skulpturen konfrontiert er uns mit der Frage, wie der Mensch, als vermeintlicher Höhepunkt der Schöpfung, immer wieder versucht, sich von der Natur zu entfremden, um sie dann doch zu seiner eigenen Verwendung zu zähmen. Der Stein – ursprünglich eine Darstellung von Natur, Unverrückbarkeit und Ewigkeit – wird in Holzwegs Arbeiten zum Spiegel unserer eigenen Auseinandersetzungen mit der Umwelt.
Holzwegs Arbeiten sind dabei niemals rein negativ oder zerstörerisch, sondern humorvoll, fast mystisch. Sie laden ein, die Ironie und den Aberglauben zu entdecken, mit denen der Mensch die Natur über Jahrtausende hinweg behandelt hat.
Zwischen Abriss und Aberglaube
Die Ausstellung Abriss und Aberglaube reflektiert somit nicht nur den physischen Abbruch von Strukturen, sondern auch den metaphysischen Umbau unserer Beziehung zur Welt. Beide Künstler, Balke und Holzweg, nutzen den Stein als Medium, um Fragen nach Vergänglichkeit, Umbruch und Neubeginn zu stellen. Der Stein wird zum Träger von Geschichten – Geschichten von Zerstörung, von Aberglaube und von der fortwährenden Transformation der Welt um uns herum.
Inmitten der gelebten Kultur des Abbruchs und des Aufbaus laden uns Balke und Holzweg ein, den Glauben an das ewige Bestehen von Formen zu hinterfragen und einen Blick auf die Spuren zu werfen, die der Mensch in der Natur hinterlässt – sei es in der Architektur, in der Landschaft oder im kollektiven Gedächtnis.