17.1.2025 – 16.2.2025 | Vernissage ab 18.00 Uhr
ALU
anthropologisches Leid im Ultraschall
I. Einleitung
Dies ist eine Geschichte über unsere Welt, die Natürlichkeit, die in den Dingen liegt und die Schönheit, die in ihr innewohnt. Eine Darstellung davon, dass der Mensch das Interesse an den natürlich gegebenen Prozessen verliert, obwohl er diese lieben sollte, geliebt hat und doch immer wieder versucht dorthin zu entfliehen. Diese Ausstellung behandelt den Konflikt zwischen Mensch und Natur.
II. Wie leicht und selbstverständlich ist diese märchenhafte Welt erschaffen Das Charolais ist wunderschön. Schaue ich in die Gesichter einer Herde steigt solch eine Euphorie in mir auf, dann steht die Welt für einen Moment still. Psychedelisch wirken ihre vielen Gestalten, während ich den Blickkontakt halte. Beim langsamen Vorbeilaufen verfolgen mich ihre allesamt gleichbleibenden Ausdrücke, ihre starre Art, während ihre Körper in den verschiedensten Posen stehen bleiben. (Ich glaube) Durch ihre Blicke spüre ich einen Teil meiner Seele, mit ihren Augen stechen sie direkt ins Innere. Neben dem Limousin-Rind gehört das Charolais zu den häufigsten Rindern auf Frankreichs ewig weiten Wiesen. Ihre Vielzahl ist nicht auf ihre Ästhetik zurückzuführen, natürlich nicht. Sie gehören zu Frankreichs besten Fleischrasse. Ihr Fleisch sei zart, überzeugt mit regelmäßiger Marmorierung und ist zudem sehr mager mit einem Fettanteil von nur 3%. Stehe ich auf einer Weide, in endlosen Weiten voller grün, geschmückt mit Charolais, dann glaube ich, dass dies nicht nur eine Erregung von Gefühlen ist, sondern das es geradezu das Wirkliche, wahrhaftige und rechte Leben ist.
III. Die Würde des Tieres ist antastbar
Schnecken schlürfen von einem Englisch gemähten Grünstreifen über Bordsteine und Asphalt, rüber zum formgeschnittenen Buchsbaum, zuverlässig bekämpft mit mit Schneckenkorn oder ertränkt in Bier. Füchse huschen durch ihr neues Biotop Großstadt. In ihrer ökologischen Nische mit kürzeren Wegen auf der Suche nach Nahrung. Getrieben vom Lärm unserer Straßen. Sie werden vom Jäger zum Sammler, unsere Abfälle ernähren sie. Die Population des Haarwilds ist abhängig von unserer Jagd. Wir morden nicht nur aus Gelüsten und Trophähengier, es muss gemacht werden, damit die wenigen die übrig geblieben sind, bestehen können. Durch ihren natürlichen Lebensraum ziehen unsere Bundesstraßen und Autobahnen. Wir bauen Zäune und stellen Warnschilder auf um diese vor uns zu schützen.
IV. Frankfurter Tauben
Die Städte, in denen wir leben sind bequem und werden weiter auf des menschens Interesse zurecht gebaut. Wir stacheln den Stuck der Jahrhunderte auf, damit dieser nicht vollgeschissen wird. Über unsere schönsten Flächen hängen wir Netze damit uns die Ratten der Lüfte nicht belästigen. Nicht, damit sie sich darin verfangen und sterben. Wir haben Tauben vor Jahrhunderten domestiziert, sie haben sich an das Gebiet der Menschen angepasst. Sie sind erst durch uns, ohne uns nicht mehr lebensfähig. Gegen den Menschen stacheln wir unsere Sitzmöglichkeiten nicht mehr auf. Wir verkünsteln diese, schwingen sie und bauen Armlehnen hinein, damit dort niemand
schlafen kann. So wie die Tauben wollen wir sie nicht in unserer unmittelbaren Nähe, nicht auf unser Parkbank, nicht in unserem Blickfeld. Ihr Anblick stimmt uns zu traurig, ruiniert gar ein gesamtes Ambiente, zudem riechen diese streng und ich habe gehört sie
seien unberechenbar. Menschenverachtende Sitzmöglichkeit klingt nicht schön, wir nennen diese defensive Architektur.
Meine Möbelstücke sind mit Stacheln versäht. Sie sind aus hauchdünnen Aluminiumplatten, sie würden zusammenbrechen, wenn sich jemand darauf setzt. Damit das nicht passieren kann, hängen sie von der Decke. Sie sollen schön sein, sich um ihrer Ästhetik drehen und glänzen.
Emanuel Heim
(1992 – Lenzburg, Schweiz
2017 – Berlin)
Emanuel beschäftigt sich in seinem (Kunst-)schaffen vor allem mit der Natur und ihren Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Er thematisiert in seinen Werken oft die Welt der Pflanzen und deren Einsatz in unseren Küchen, Gärten, der Medizin und deren
Effekt im Ganzheitlichen. Mit seiner Kunst wird der betrachtenden Person (immer wieder) klar, wie eng unser Mikro- und Makrokosmos zusammenhängen und das die Welt hochkomplex, unter all den verflochtenen Pilzstrukturen, in sich zusammenhält.
Bei der ersten Betrachtung seiner Werke beherzte ich umso deutlicher das weltbekannte Zitat des amerikanischen Meteorologen Edward N. Lorenz (Begründer der Chaostheorie) über den Schmetterlingseffekt: “Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann einen Tornado in Texas auslösen”. Emanuel weiß geschickt die Schönheit der Natur zu verbildlichen. Zudem erinnert er dadurch, wie wichtig diese nicht nur für den Menschen, sondern alle möglichen Organismen ist. Seine Ölmalerei veranschaulicht die enorme Notwendigkeit das Natürliche zu schützen.