16.2.2025 | 19:00 Uhr

Egmont ist ein niederländischer Graf und Ritter, der während der spanischen Besatzung im 16. Jahrhundert zwischen Volk und Adel zu vermitteln versucht, gerecht regiert, sich in seiner Unantastbarkeit verschätzt und vom spanischen König wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wird.

Goethe schafft Nuancen dieser Persönlichkeit, die Egmont aus dem Heldentum herausheben und seiner Eitelkeit ein opportunistisches Gewand umhängt.

Wird sogar die Sinnfrage des Heldentodes zugunsten der Freiheit gestellt? Wenn es so wäre, würde jede Revolution den Anteil der Lüge in sich tragen?

Beethoven verstand es ungeheuerlich zu Goethes Trauerspiel eine Ouvertüre zu schreiben. Die Welt der Ritter schon im Glaubenskrieg versunken, die militärische Überlegenheit eines Herrschers nur temporär. Der Momentum absuluta bei Beethoven schon fast parodiert. Der Klavierfassung dieser großen Ouvertüre stimmt ein in die Zerrissenheit seiner 8. Klaviersonate c-Moll „Pathétique“. Im Kopfsatz die Reflexion des barocken Basso continuo, das Adagio cantabile für die Ewigkeit komponiert, das Finale die sich ewig wiederholende Prüfung, die auf ihr Bestehen wartet.

Chopin greift den Revolutions- und Siegesgedanken in seiner Polonaise Héroique und seiner Etüde Nr.12 auf.

In der Polonaise aus der Sicht der Sieger, in der Etüde aus der der Unterdrückten. In seinem Nocturne Fis-Dur spricht der müde Krieger wie Egmont zu seinem geliebten Clärchen.

In der Schlussszene von Egmont beschreibt Goethe Musik. Erst als fantastische, dann als reale Militärmusik.

Ein surreales Ende, das ich für Violine solo vertont habe.

Wenn wir von Trauermusik für Violine sprechen, kommen wir an Bach nicht vorbei. Sein großer Zyklus der 6 Sonaten und Partiten schreibt er nach einer langen Schreibpause. Auf Reisen nicht erreichbar, verpasst er den Tod und die Beerdigungen seiner Frau und drei seiner Kinder. Ein stilles Jahr. Bach nimmt die Feder wieder auf und beginnt mit einem g-Moll Akkord auf der Geige, der alles beinhaltet, was wir vom Leben lernen können.

L.v. Beethoven:

Ouvertüre zum Trauerspiel „Egmont“ op.84 

Fassung für Klavier 

Klaviersonate Nr.8 c- Moll „Pathétique“ op.13

Grave – Allegro di molto e con brio

Adagio cantabile

Rondo: Allegro

F.Chopin:

Revolutions-Etüde op.10 Nr.12 

Nocturne Fis-Dur op.15 Nr.2

Polonaise „Héroique“ As-Dur op.53

P.Mousavi Malvani:

Schlussmusik zu „Egmont“ (2025)

Fantasie für Violine solo

J.Seb.Bach:

Solosonate für Violine g-Moll BWV 1001

Adagio – Fuga: Allegro – Siciliana – Presto 

Klavier, Violine und Moderation: Puschan Mousavi Malvani

Eintritt: 30 / 15 Euro (ermäßigt) Karten an der Abendkasse ab 18.30 Uhr

Kunstverein Familie Montez Frankfurt, Unter der Honselbrücke 7 60314 Frankfurt

PS: Auf Youtube veröffentliche ich nach und nach meine Platte „Zwischenwelten“. Hier Ravels Tzigane: https://youtu.be/6FDkGLQisig?si=5CUeiBZWFWwF9Z86

Klassik Krise nachgehört:  „Steppenwolf“ für Violine solo: https://youtu.be/CVfTSASOcJ4?si=lh3pOfeS3FzJ_19s