Sa. 12. Sept. | 19:00 Uhr
Das Rätsel mit Brahms
Mit Johannes Brahms geht ein Zyklus zu Ende. Eine geistige Abfolge, deren chronologische Entstehung zweitrangig ist. Zeit ist hier ein Mysterium, oder gar relativ. Wer wen beeinflusst, vorweggenommen, zitiert oder ignoriert hat, ist ein Geflecht, das sich keiner Komplexität entzieht.
Bach – Mozart – Beethoven – Schubert – Schumann – Brahms. B bis B. Bach bis Brahms lautet die magische Formel. Es bedarf mehr als ein Leben, um dieser Kette mit ihren Botschaften zu entschlüsseln.
Wir sprechen hier von Komponisten, die unser Unterbewusstsein ansprechen und aus diesem heraus komponiert haben. Sicher gibt es noch andere Komponisten aus diesen drei Epochen. Komponisten, die zeitlebens erfolgreicher waren, die viel gespielt und beliebt sind.
Doch in diese Reihe schafft es keiner. Die Künstler aus unserer B -B Reihe waren Welt los. Ihnen ist ihre Welt abhanden gekommen. Ihre Welt war die Musik, sie bereit über die Norm hinaus zu denken und damit entkoppelt von der Dazugehörigkeit. Zusammen erzählen sie eine unendliche Geschichte. Vom Entstehen, vom Sein, vom Verändern, vom Verloren gehen, vom Verstehen, von Verantwortung.
Johannes Brahms ist der Hüter eines Schatzes, den Robert Schumann rekonstruiert hat. Der Kampf gegen die 2. Deutsche Schule der Musik. Ein Plädoyer an den Freigeist – den leidenschaftlichen Denker.
Der Druck muss tonnenschwer auf Brahms gelastet haben. Musikalisch versuchte er seiner Rolle als „Erbe“ gerecht zu werden, menschlich zog er sich zurück. Die Flucht nach vorne zurück zur Natur. So lässt sich Brahms Wesen am ehesten beschreiben.
Das biographische Trauma kommt noch dazu. Wurde er vom Ehepaar Schumann benutzt? Menschlich als Geliebter um Eifersucht in der Ehe zu erzeugen, musikalisch um einen Krieg zu gewinnen, den er nicht begonnen hatte? Ohne Zweifel ist Johannes Brahms schwer zu fassen und noch leichter misszuverstehen. Aus seiner jugendlichen Gutmütigkeit wurde im Verlaufe seines Lebens ein paranoider Männlichkeitskomplex, der seinen Selbstzweifel nährte. Ein schwieriges Leben, aber ein wahrhaftiges.
In der Klassik Krise am 5.9.2020 hören wir Brahms Spätwerk für Klavier, indem sein Handwerk über der Versöhnung steht. Die Kunst bleibt, das Glück nicht. Beginnen müssen wir mit Johann Sebastian Bach, um die barocken Strukturen bei Brahms besser zu verstehen. Dazu noch eine der späteren Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag wir weiterhin feiern.
Ich freue mich über Voranmeldung und dass ihr für den Weg zu eurem Platz eure Masken mitbringt.
Klassik Krise „Das Rätsel mit Brahms“
J.Seb.Bach: Sonate für Violine alleine g-Moll BWV 1001
J.Brahms: Fantasien op.116
L.v.Beethoven: Sonate Nr.24 Fis-Dur op.78
J.Brahms: Klavierstücke op.118
Violine und Klavier: Puschan Mousavi Malvani
Eintritt: 20/10 Euro
Abendkasse ab 18.30h
Beginn 19h Kunstverein Familie Montez , Unter der Honsellbrücke 7 Frankfurt Osthafenpark