So. 12.3.2023 um 19h
Darf ich Wagner lieben? Mich beunruhigt die Frage. Der Komponist muss in den Kontext von Massenwirkung und Gleichschaltung gestellt werden. Seine Schrift „Das Judentum in der Musik“ ist ein antisemitischer Text, der bei seiner Erstveröffentlichung einen Protest vierer Professoren der Hochschule für Musik und Theater Leipzig nach sich zog. Wer war dieser Mensch, der Heine, Goethe und Schiller seiner These zuzog, dass jüdische Menschen zu solch einer Poesie und Kunst nicht fähig wären? Ein Problem, das Hannah Arendt erkannte, als sich im Dritten Reich Intellektuelle von ihr abwandten. Bei Wagner kommt mir der Satz von Arendt in den Sinn: „Männer wollen schrecklich gern wirken“. So hielt Wagner in einem Handbuch die Wirkungsgrade seiner Kompositionstechniken fest. Passend ein weiteres Arendt Zitat: „Man soll sich nicht in die eigenen Karten schauen“. Einer, der dies nicht tat, war Robert Schumann. Sein Stil ist von einer greifbaren Spontaneität des Augenblicks. Die Selbstzitate in seinen Werken zeigen die reale Unfähigkeit, im Leben einen Moment zu reproduzieren. Trotz vieler jüdischer Freunde war auch Schumann nicht frei von antisemitischen Äußerungen. Wagner und Schumann stehen für den großen Riss in der klassischen Musik. Es ist der Streit um absolute Wahrheit, der zur Selbsterhöhung führt. Franz Liszt fand Gefallen über Themen beider Komponisten zu paraphrasieren. Ein diplomatischer Zug, auch wenn er zu den Wagnerianern zählte.
Frei von jeglicher Selbstglorifizierung war Fanny Mendelssohn. Das Schicksal zwang die höhere jüdische Tochter in die Knie. Ihre Kunst übte sie limitiert im familiären Käfig aus. Legendär ihre sonntäglichen Berliner Hauskonzerte. Die einzige Bühne, die ihr zugestanden wurde. Auch ihr Bruder Felix, mit dem sie eine symbiotische Beziehung hatte, setzte sich erst nach ihrem frühen Tod für die Veröffentlichung ihrer Werke ein.
Männer überhöhen sich, Frauen gehen zugrunde. So kann es nicht weitergehen. Auch nicht in der Klassik Krise.
Wagner/Liszt: „Tannhäuser-Ouvertüre“ Konzertparaphrase für Klavier
Schumann: Klavierzyklus „Papillons“ op.2
Fanny Mendelssohn: Lied ohne Worte op.2 für Klavier
Mousavi Malvani: „F-A-E“ Sonate für Violine (2023)
Klavier/Violine: Puschan Mousavi Malvani
Eintritt: 30/15 Euro Abendkasse ab 18.30h Montez Frankfurt, Unter der Honselbrücke 7 60314 Ffm
Mehr Infos: www.puschanmousavi.com