11.9.2022 | 19 Uhr
(Foto: Ulrike Lugert)
Kaveh Mirhosseini: Self Portrait für Violine solo
Yitzhak Yedid: MAQA für Violine solo
J.Seb.Bach: Sonate a-Moll für Violine solo BWV 1003
P.Hindemith: Sonate für Violine solo Nr.2
R.Schumann: Kinderszenen op.15 für Klavier
Violine, Klavier und Moderation: Puschan Mousavi Malvani
Karten: 30 Euro (ermäßigt 15 Euro) an der Abendkasse ab 18.30 Uhr
Gefördert vom Deutschen Musikrat
Liebe Freunde,
der Sommer geht zu Ende und es ist wieder Zeit für eine Klassik Krise im Montez. Selbstporträt heißt das Werk des jungen iranischen Komponisten Kaveh Mirhosseini. Ein sensibles, ehrliches und auch radikales Werk. Mirhosseini (geb.1989) lebt in Teheran. Erstaunlich, wie ein junger Mensch, der in einem der isoliertesten Länder lebt, in der Musik eine Sprache findet, die für eine ganze Generation steht. Zwischen Verloren sein, Wut und Zerrissenheit in einer globalen Welt, die dann doch nicht den Strauß der unbeschränkten Möglichkeiten für einen bereit hält.
Die Hand der Versöhnung streckt der israelische Komponist Yitzhak Yedid aus. In seinem Werk MAQA geht er auf die Grundpfeiler der palästinensischen Musik ein. Tänzerisch rhythmisch, mystisch verklärt und immer wieder von einer unbändigen Spiellust sind die fünf Sätze geprägt. Besonders im Pizzikato wird die Violine zweckentfremdet und muss zuweilen wie eine Oud vorm Körper gehalten werden. Ein ekstatisches Werk, das den menschlichen Konflikt mit dem Fremden und Andersartigen porträtiert.
In Bachs a-Moll Sonate spiegelt sich der Komponist selbst. In der Expansion der Fuge erreicht Bach eine ungewöhnliche Dichte von Motivik und Chromatik. In den langsamen Sätzen erforscht er die Mehrstimmigkeit der Violine neu. Erreicht ein sich selbst Begleiten auf der Violine wie kein anderer Komponist. Das verschlungene Finale beinhaltet eine gewollte Unausgewogenheit. Wie auf einem schwierigen Flussabschnitt muss sich die Violine den Unebenheiten biegsam anschmiegen. Ein Bach’sches Labyrinth.
Hindermith skizziert sein Können der Miniaturansicht in seiner zweiten Violinsonate. Schroffe und spontane Einfälle werden ebenso aufgenommen, wie sein Verständnis für die übergeordnete Form. Ein Dunstkreis aus Ideen, der sich teilweise improvisiert anhört und doch die strenge Handschrift eines Meister mit sich führt.
Die Kinderszenen von Robert Schumann umfassen diesen Abend. Es ist ein Selbstportrtät in 13 Teilen. Biographisch zu Beginn, dann die jugendliche Sturm und Drang Phase, gefolgt von der Reifeprüfung. Dann der Blick auf die eigenen Kinder, die Sorge, der Schutz, das Beruhigen. Das Kind im Einschlummern spiegelt auch das Loslassen des Irdischen. Zum Ende spricht der Dichter, der unsere Geschichte erzählt und uns erfindet. Schumanns Hinwendung zu Gott?
Dieses Programm löst in mir die Fragen dieser Zeit auf. Meine eigene Verunsicherung als Mensch zeigt sich dabei genauso wie das kollektive Bedürfnis nach Erlösung. Die Musik ist immer die Lehre des Hinhörens, in sich hinein Hören. Die Antworten, die wir uns selbst geben, sind auch die, die wir der Welt geben. Diese wird niemals aufhören uns nach unseren Träumen zu fragen.