am 9.4.2023 um 19Uhr
Puschan Mousavi Malvani (Foto: Ulrike Lugert)
PROGRAMM:
Klassik Krise „Aufstehen und Auferstehung“
Franz Schubert: Fantasien für Klavier D.2 E und D. 760
Johann Sebastian Bach: Ciaccona BWV 1004 – Adagio und Fuga BWV 1005 für Violine
Bachs Handschrift der 6 Sonaten und Partiten spricht Bände. Der Übergang der Ciaccona (Partita BWV 1004) zum Adagio (Sonate BWV 1005) ist im Text exemplarisch festgehalten. Bach löst die vorangegangene Tonart d-Moll auf und schreibt attacca in C-Dur weiter. Die musikalische Auferstehung. Bachs Ciaccona wird oft als Gipfel aller klassischen Kompositionen betitelt. Die 32 Variationen der Ciaccona wie Lebenskreise – ungeschönt, authentisch. Danach die Stille, aus der heraus alles entsteht. Was, ist nicht entscheidend, sondern das davor. Bach schenkt sie uns. Die Befreiung hierarchischen Denkens. Eine Stille in Raum und Zeit, für die Ewigkeit.
Schubert ist unverzichtbar in der Kette der Wiener Klassik. Nach Mozart und fast zeitgleich mit Beethoven schenkt uns der Sohn eines Dorfschullehrers die bittersüße Aufklärung über uns selbst. Wenn nicht universal, dann zumindest musikalisch. Seine beiden Fantasien für Klavier könnten nicht unterschiedlicher sein. Die erste eine Huldigung Mozarts. Ein Mosaik aus Zitaten der Werke KV 457 und 475. Szenisch wird ein Seitenthema zur Hauptrolle. Eine Paraphrase, die sich Zeit nimmt einem flüchtigen Gedanken nachzuhängen. Denkende Momente. Schubert, damals 14 Jahren jung, beherrschte eine Dramatik, die er in späteren Werken ablegt. In seiner zweiten „Wanderer“-Fantasie expandiert Schubert. Die Symphonik des Beginns, weicht seiner Liedkunst. In cis-Moll durchwandern wir Gefühlwelten. Kein Gedanke zu schmerzhaft oder zu riskant. Schubert fliegt, ohne die Angst oder den Wunsch abzustürzen. Der darauffolgende Absturz gewollt. Aus tanzenden Trümmern choreographiert Schubert ein Selbstbild. Jede Narbe eine Furcht, die Schubert beim Namen nennt. Das Ich ein Gebirge aus Geröll, dessen Gipfel den Ausblick auf Wunsch und Furcht freilegt. Springen oder sein Selbst zu bezwingen? Noch wählt Schubert das Leben. Steht auf, mit der Gewissheit zu fallen.
Klavier und Violine: Puschan Mousavi Malvani
Eintritt: 30 / 15 Euro (ermäßigt) Karten an der Abendkasse ab 18.30