Samstags in Montez: Wo Farben Gemeinschaft stiften

Die Malgruppe Montez feiert nahezu zehn Jahre gemeinsames Malen am Main

Text und Fotos von Edda Rössler

Eine Halle voller Leben

Samstagnachmittag in der Honsellbrücke. Durch die Gewölbe des Kunstvereins Familie Montez hallen Stimmen, Besucher flanieren zwischen Installationen und Fotografien, während im Nebenraum Farben, Pinsel und Staffeleien das Bild bestimmen. Hier trifft sich seit bald zehn Jahren die Malgruppe Montez. Staffeleien stehen dicht an dicht, das Licht fällt weich durch die hohen Fenster, es riecht nach Farbe. Wer hereinkommt, spürt sofort, dass es hier nicht allein um Malerei geht, sondern um Gemeinschaft und gegenseitige Inspiration.

„Wir haben keinen Chef, aber ein bisschen Struktur braucht es schon“, sagt Rüdiger Wehrheim, Gründer und Organisator. Er brachte einst ehemalige Kursteilnehmer zusammen, die nach dem Ende der Städel-Abendschule nach einem neuen Ort suchten. Seither ist aus der spontanen Idee eine feste Runde geworden. Heute sind es 13 Malerinnen und Maler, die regelmäßig samstags von 13 bis 17 Uhr an ihren Bildern arbeiten. „Wir sind alle gleich unter Gleichen. Jeder Stil wird respektiert.“

Vielfältige Stile und persönliche Geschichten

Die Vielfalt der Stile ist groß. Georg Linde hat nach seiner Pensionierung die Aquarellmalerei für sich entdeckt. „Man muss beim Aquarell eine gewisse Großzügigkeit mitbringen“, erklärt er. „Das Wasser geht oft eigene Wege, das macht den Reiz aus.“ Roswitha Brähler beschreibt den Beginn eines neuen Bildes als Abenteuer. „Es ist immer spannend, was passiert, wenn ich den ersten Strich setze.“

Brigitte Stolz fand über ihren kunstbegeisterten Partner zur Malerei. „Das erste Aquarell hat mich tief berührt und motiviert, weiterzumachen“, erzählt sie. Heute arbeitet sie mit Aquarell, Gouache und Kreide und liebt es, in feinen Nuancen zu variieren. „Vor vier Jahren habe ich noch gar nicht gewusst, dass ich malen kann“, sagt sie und lächelt. Diese Freude an der Entdeckung ist es, die sie mit der Gruppe verbindet.

Auch Petra Vogt gehört seit vielen Jahren dazu. „Ich male, solange ich denken kann“, sagt sie. Schon mit 15 bekam sie ihren ersten Kasten Ölfarben. Das Studium der Malerei blieb ein Traum, doch im Montez hat sie einen Ort gefunden, an dem er weiterlebt. „Die Malerei begleitet mich mein Leben lang, hier kann ich sie mit anderen teilen.

Eine wichtige Rolle spielt zudem Ekkehard Coburger. Er sucht in seinen Bildern das Geheimnisvolle und Surreale, verbunden mit einer Spur Magie. An diesem Samstag arbeitet er an einem Porträt von Che Guevara, fast aus dem Gedächtnis heraus. „Das erinnert mich an meine verstorbene Freundin, die ihn oft gemalt hat“, sagt er. Auf die Frage, was er Che gefragt hätte, antwortet er ohne Zögern: „Wann gibt es endlich Revolution?“ Seine Malerei ist für ihn ein Ort der Erinnerung, aber auch der Auseinandersetzung mit politischen und persönlichen Themen.

Bei Petra Leimbach, die seit April 2024 dabei ist, begann alles mit  einem Malkurs bei der Kunsthistorikerin Agnes Cibura im Landesmuseum Mainz. Sie zeichnet mit Begeisterung Porträts „verliert sich ganz beim Malen mit Acrylfarben“.

So unterschiedlich die Ansätze, von Aquarell bis Acryl, von abstrakten Flächen bis zu figürlichen Porträts, die Gruppe eint eine besondere Offenheit. „Es ist wie ein Organismus, der lebt“, beschreibt Wehrheim die Stimmung. Man probiert Techniken aus, gibt Tipps, lobt, lacht. Immer wieder bleiben Besucherinnen und Besucher der Ausstellungen im Nebenraum stehen, schauen neugierig zu und stellen Fragen. Nicht selten entwickeln sich Gespräche, die beiderseits inspirieren.

 

Montez als Ort der Begegnung

Diese Durchlässigkeit ist typisch Montez. Der Kunstverein unter Leitung von Mirek Macke versteht sich seit jeher als Ort der Vielfalt und Begegnung. Hier finden Konzerte, Performances und Ausstellungen statt, aber auch niedrigschwellige Formate wie das Malen am Samstag. „So etwas Lebendiges findet man in Frankfurt sonst kaum“, sagt Slava Rubinski, eines der jüngeren Mitglieder der Gruppe.

Im September kommenden Jahres will die Malgruppe ihr zehnjähriges Bestehen mit einer großen Ausstellung feiern. Dann werden die Bilder, die sonst samstags entstehen, groß präsentiert. Doch das Wichtigste passiert jeden Samstag. Menschen kommen zusammen, teilen ihre Leidenschaft, lernen voneinander und entwickeln sich weiter. „Mein Wunsch ist, dass diese Offenheit bleibt“, sagt Wehrheim. „Dass wir weiter malen, uns entwickeln und Freude daran haben.“

Und so geschieht es immer wieder, dass ein Besucher, eigentlich nur auf dem Weg zur aktuellen Ausstellung, im Malraum hängenbleibt. Fasziniert von den leuchtenden Farben, vom Klang der Gespräche und von der stillen Konzentration, nimmt er Platz, sieht zu oder wagt gar den ersten Strich. In diesem Moment verwandelt sich der Gast in einen Teil der Gruppe. Das ist Montez. Ein Ort, an dem Kunst und Leben ineinanderfließen, voller Wärme, Lebendigkeit und der Kraft, Menschen miteinander zu verbinden.

Zu den Mitgliedern der Malgruppen zählen Roswitha Brähler, Zeli Cicek, Ekkehard Coburger, Ruth Krämer, Petra Leimbach, Wladimir Lewtschenko, Georg Linde, Agnes Sabel, Brigitte Stolz, Petra Vogt und Rüdiger Wehrheim

 

Weitere Informationen zur Montez Malgruppe auch im Montez Express Nummer 24.


Wir, die Malgruppe, im Kultur Verein Familie Montez, möchten uns auf dieser Seite vorstellen und einen kleinen Ausschnitt unserer Arbeiten zeigen sowie unser Gruppenkonzept darlegen.
Wir, die Künstler zeigen, auf Grund unserer unterschiedlichen künstlerischen Biografie, Arbeiten aus verschiedenen Richtungen und Techniken.
Die Offenheit der Gruppenmitglieder, die Vielfalt der Maltechniken und Ausdrucksformen zu tolerieren, repektieren und sich auszutauschen ist einzigartig.
Die Besonderheit unserer Malgruppe liegt darin, dass wir, während wir malen, mit den Besuchern, der diversen Ausstellungen des KV, die parallel stattfinden, in Dialog treten und uns austauschen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Anschauen der Bilder. Auch möchten wir Sie einladen, uns Samstag von 13.00-17.00 Uhr zu besuchen in den Räumen des Kultur Verein Familie Montez, in der Honsellstraße .

Gerne können Sie uns auch eine E-Mail schreiben an malgruppemontez@vodafonemail.de


Georg Linde

Georg Linde

Mein Name ist Georg Linde, ich lebe seit dem Studium 1988 in Frankfurt. Als ich aus gesundheitlichen Gründen früher in Rente ging, habe ich nach einer Ausdrucksmöglichkeit gesucht, sobald es mir etwas besser ging….[mehr]


Petra Vogt

Die Malerin Petra Vogt wurde am 31.12.1962 in Frankfurt am Main geboren. Sie hat eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin und einer Weiterbildung zur Maschinenbautechnikerin….[mehr]


Roswitha Brähler

Vor 23 Jahren entdeckte ich meine Leidenschaft am malen. Genauer gesagt, meine Leidenschaft für Farben. Ich besuchte Malkurse für Ölmalerei bei einer wunderbaren Lehrerin….[mehr]


Rüdiger Wehrheim

Rüdiger Wehrheim, lebt in Frankfurt am Main, ist Mitbegründer der Malgruppe im Kultverein Familie Montez Frankfurt am Main…[mehr]


Ruth Krämer

Interessensschwerpunkt ist die Farbe im freien Spiel ihres Ausdruckwertes ohne
gegenständliche Vorgaben. Bei den abstrahierten Landschaften interessieren
mich die räumlichen Farbbeziehungen sowie Farbverfremdungen in ihrer
unterschiedlichen atmosphärische Wirkung und Gewichtung im Bild. Oft
entstehen auch Reihungen oder/und Variationen des gleichen Themas….[mehr]


Brigitte Stolz

Geboren 1956 in Grebenhain im Vogelsberg und seit 2009 wohnhaft in Frankfurt. Studium zur Übersetzerin Englisch und Spanisch. Lange Zeit war ich Hausmanagerin meiner Familie. Ich besitze eine grosse Leidenschaft für Farben und Mode …[mehr]


 

Agnes Sabel

Ich lebe und arbeite in Oberursel bei Frankfurt am Main. Seit meiner Jugend habe ich gezeichnet. Erst später konnte ich mir den Wunsch erfüllen mich intensiver …[mehr]


Ekkehard Coburger

Geboren am 18.09.1960 in Limburg …[mehr]


Zeli Çiçek

schon als Kind zeichnete ich leidenschaftlich gern und zeigte eine ausgeprägte Kreativität. Ich brachte mir viele Techniken autodidaktisch bei….[mehr]